„Überholter“ Frentzen gratuliert Rosberg und macht ihn zum WM Favoriten – In Gedanken bei Schumacher

17-03-2014 at 16:19
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Filderstadt – Melbourne-Sieger Nico Rosberg hat mit seinen vier Grand-Prix-Siegen Heinz-Harald Frentzen überholt. Der Mönchengladbacher kam in seiner neunjährigen Formel 1-Karriere auf drei Siege. „Das war eine starke Leistung von Nico Rosberg, da kann ich nur gratulieren“, sagte der Vize-Weltmeister von 1997 nach dem Rennen am Sonntag. "Nico wird dieses Jahr noch mehr Rennen gewinnen. Er hat sehr gute Chancen, Weltmeister zu werden. Für mich ist er der Favorit", glaubt Frentzen, der dieses Jahr seine Karriere fortsetzen will. 

Hinter Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Ralf Schumacher und Nico Rosberg liegt HHF jetzt auf Rang fünf in der deutschen ewigen Siegerliste. Vor dem Rennen war Rekord-Weltmeister Schumacher das große Thema. Managerin Sabine Kehm gab RTL vor dem Rennen ein Interview und betonte, dass „er noch nicht aufgewacht“ ist. „Wir haben gelernt und akzeptieren auch, dass es lange dauern kann“, sagte Kehm.

Auch Heinz-Harald Frentzen wird als langjähriger Weggefährte Schumachers fast tagtäglich auf den Kerpener angesprochen – ob beim Bäcker, beim Training oder bei den zahlreichen Terminen rund um den Motorsport. Doch während andere Ex-Formel 1-Kollegen des Kerpeners offensiv mit Neuigkeiten an die Öffentlichkeit gehen, hält sich der Formel 1-Vizeweltmeister von 1997 total zurück. Er weiß um den schwierigen Kampf des Rekord-Weltmeisters, der seit seinem Skiunfall am 29. Dezember im Krankenhaus von Grenoble im Koma liegt. „Natürlich bin ich in Gedanken bei Michael und seiner Familie“, sagt Frentzen, der diese Situation schon beim früheren Teamkollegen Karl Wendlinger erlebt hat. 

Doch HHF lernt auch immer wieder die Kehrseite des oftmals brutalen Geschäfts kennen. Daher reagiert der 46 Jahre alte Mönchengladbacher teilweise schon sauer auf angebliche Publikationen, wonach er mit Schumacher in einer Dauerfehde stecken soll. „Das ist absoluter Blödsinn. Ich bin mit Schumi absolut im Reinen“, betonte Frentzen. „Da werden in Stories oder Berichten einfach irgendwelche Schlagwörter oder Sätze vergangener Zeiten von mir aus dem Internet kopiert und heute ungeprüft einfach weiterverbreitet. Diese Vorwürfe oder kritischen Äußerungen in Richtung Michael habe ich aber nie so geäußert – das will ich endlich mal klarstellen.“Der sensible, aber jederzeit sympathische Frentzen wird nicht müde zu erklären, dass er mit dem ehrgeizigen Schumacher „immer einen sportlich fairen, aber harten Konkurrenzkampf hatte“. Ganz im Sinne von Schumacher, der auf der Piste als Pilot erfolgshungrig und zugleich begnadet war. Dieses Duell kannte Frentzen immerhin schon aus der Jugend, als beide schon in diversen Nachwuchs-Rennserien aktiv waren, um dann später in der Königsklasse eine lange Ära gemeinsam zu gestalten.  

Frentzen will sich beim Thema Schumacher derzeit zurückhalten und die Privatsphäre der Familie respektieren. Er weiß warum: Denn 1994 hatte sein Sauber-Teamkollege Karl Wendlinger beim Training zum Grand Prix in Monaco ausgangs des Tunnels einen schweren Unfall, bei dem er seitlich in die Streckenbegrenzung prallte. Sein Kopf stieß durch die damals noch niedrigen Cockpitbegrenzungen an das Hindernis. Wendlinger, Schumachers alter Mercedes-Kumpel aus der Sportwagen-Zeit 1989/90, erlitt erhebliche Hirnprellungen und lag mit einem ebenfalls erlittenen Schädel-Hirn-Trauma 19 Tage lang im Koma. Bei ihm scheiterten zwei Aufweckversuche, erst beim dritten reagierte der Körper. Wendlinger ist sich wie Frentzen sicher: Schumi wird auch diesen schweren Kampf aufgrund seiner starken Kondition und seines unbändigen Willens gewinnen. 

Bemerkenswert damals war das faire Verhalten von Frentzen: Nach den tödlichen Unfällen von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger und dem Unglück seines Teamkollegen Wendlinger schlug Frentzen ein Traumangebot von Frank Williams aus. Der gebürtige Mönchengladbacher sollte das Cockpit des tödlich verunglückten Senna bekommen. Doch sein Fairplay heutiger Zeit war schon damals allgegenwärtig. Frentzen zeigte sich solidarisch mit seinem in die Not geratenen Teamchef Peter Sauber und blieb. Erst nach drei Jahren wechselte er zu Williams und wurde WM-Zweiter hinter seinem Teamkollegen Jacques Villeneuve – und vor Michael Schumacher. Der Kanadier Villeneuve geriet als Schumacher-Rivale auch außerhalb der Piste in die Schlagzeilen. Er warf dem Kerpener Verbissenheit vor und sprach ihm jedes Charisma ab. Vielleicht resultierten aus diesem Teamlager-Denken auch Vorurteile zu Frentzen (ee).

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