Schmach von Sotschi getilgt: Friedrich rast im Blindflug zum Olympiasieg

20-02-2018 at 15:18
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PyeongChang (ee) – Kopf runter und durch. Francesco Friedrich ist mit Anschieber Thorsten Margis nach vier WM-Titeln in seiner Paradedisziplin endlich auch zum Olympiasieg gerast. In einem verrückten wie spannenden Finale war er nach vier Läufen zeitgleich mit dem Kanadier Justin Kripps. Aber nur, weil er in der Zielkurve seinen BMW-Helm reaktionsschnell in den gelben Postschlitten zog und somit die drei Hundertstel Rückstand auf den Weltcup-Gesamtsieger in der Zielkurve noch aufholte. „Da kann man schonmal blind fahren, es ging in diesem Rennen um jede Winzigkeit“, sagte Friedrich nach dem Wimpernschlagfinale im Olympic Sliding Centre. 

Nachdem in der Leaderbox die 0,00 als Abstand zu Kripps aufleuchtete, gab es für das Duo kein Halten mehr. „Wir stürmten nur auf die Kanadier zu und brüllten sie an“, meinte Margis. Friedrich erzählte dann auf der Bühne im deutschen Haus den Gästen: „Die haben gedacht, wir hätten nicht mehr alle Latten am Zaun, die dachten echt, wir jubeln so über Silber.“ Zwei zeitgleiche Piloten auf dem obersten Siegertreppchen hat es in der olympischen Bobgeschichte nur 1998 in Nagano gegeben. Damals holte mit Pierre Lueders ebenfalls ein Kanadier zeitgleich mit dem Italiener Günther Huber Gold. Völlig fertig war nach dem Wettkampf auch Cheftrainer René Spies: „Was für ein Wahnsinnsrennen, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Doch ich hatte im Vorfeld immer wieder gesagt, bei Olympia wird es so eng wie noch nie.“ 

Er hatte das Drama und Desaster vor vier Jahren als Co-Trainer von Christoph Langen miterlebt, als die Deutschen erstmals seit 50 Jahren ohne Medaille im Bob geblieben sind. „Danach haben wir hart gearbeitet, in jedem Bereich, an jeder Front. Nun haben wir Gold und alles richtig gemacht“, sagte der Winterberger. 

Der starke Lette Oskars Melbardis holte Bronze und heulte vor Freude. Getröstet wurde er von Johannes Lochner, der zur Halbzeit der Rennen selbst auf Rang drei gelegen hatte. Mit Anschieber Christopher Weber fiel er auf Rang fünf zurück. Vor ihm landete der ehemalige Rodler Nico Walther mit Christian Poser. Friedrichs Vereinskollege aus Oberbärenburg hatte nach dem ersten Tag noch geführt. „Na klar bin ich enttäuscht, hätte gerne eine Medaille gewonnen. Doch im Zweierbob wissen wir immer, dass man auch Glück braucht. Nun greifen wir im Viererbob voll an“, sagte Walther. Der Berchtesgadener Lochner, der wie Friedrich frühzeitig als Talent von BSD-Sponsor Buchbinder gefördert wurde, freute sich als fairer Sportler mit Friedrich. „Der Franz ist so beständig in dieser Disziplin seit Jahren, er hat es wie kein anderer verdient. Ich habe die Kurve neun einfach nicht getroffen, da reicht es dann mit dem Material nicht, um das unten noch aufzuholen“, sagte Lochner. (ee)

 

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